Seit vier Wochen sind in Hamburg alle Schulen, Geschäfte, Restaurants, Kultur- und Freitzeiteinrichtungen wegen der Coronapandemie geschlossen – Lockdown. Was macht das mit einer Millionenmetropole wie Hamburg?
Plätze und Straßen, die normalerweise von den rund 1,8 Millionen Einwohnern und tausenden Touristen belebt werden, sind nun selbst zur Hauptverkehrszeit und bei strahlendem Sonnenschein menschenleer.
Donnerstagmorgen mitten in der Innenstadt: Am Rathausmarkt, wo sonst Berufspendler aus den Bussen und Bahnen strömen, ist es in diesen Tage eher beschaulich.
Der öffentliche Nah- und Fernverkehr läuft zwar wie gewohnt, wird aber kaum genutzt. Am Hamburger Hauptbahnhof, der mit rund 550.000 Pendlern und Reisenden pro Tag einer der meist frequentiertesten Bahnhöfe der Deutschen Bahn ist, sind nun die Bahnsteige und die Wandelhalle verwaist.
Besonders gespenstisch ist es am Hamburg Airport. Knapp 50’000 Passagiere werden hier pro Tag normalerweise abgefertigt. Terminal 2 ist aktuell komplett geschlossen. An Terminal 1 sind nur wenige Fluggäste und statt 70 Airlines fliegt nur noch die Lufthansa. Die Abfertigungshalle und die Einkaufsmeile sehen aus wie verlassene Filmkulissen.
Einer der Touristenmagneten in Hamburg sind die St. Pauli-Landungsbrücken. Morgens eilen hier die Pendler zu den Hafenfähren und die ersten Touristen flanieren bereits am Elbufer.
Die Hafenfähren gehören in Hamburg zum öffentlichen Nahverkehr, sie fahren daher noch. Aber alle anderen Fahrgastschiffe, wie die Barkassen der Hafenrundfahrten oder die Alsterdampfer, stehen still. Selbst die großen Kreuzfahrtschiffe haben Zwangspause.
Der Freitagnachmittag in der Innenstadt ist die Hauptverkehrszeit der Berufspendler. Aktuell zeigt sich an der vielbefahrenen Kreuzung am Rödingsmarkt wie die Vision einer autofreien Innenstadt aussehen könnte.
Zur gleichen Zeit am Neuen Wall, einer der nobelsten Einkaufsstraßen in Hamburg. Hier flanieren normalerweise die Schönen und Reichen. Jetzt ist es hier fast menschenleer. Die meisten Geschäfte haben die Schotten dicht gemacht oder ihre teuren Auslagen aus den Schaufenstern entfernt.
Auch das Vergnügungsleben ist zum Stillstand gekommen – kein Kino, keine Konzerte, kein Theater. Selbst auf der Reeperbahn, der Vergnügungsmeile Hamburgs, sind die Etablissements, Theater und Museen geschlossen. Und auch das älteste Gewerbe der Welt ruht in diesen Tagen. So kann man auch als Frau einen Blick in die sonst nur Männern zugängliche, berühmt-berüchtigte Herbertstraße riskieren.
Sonntag, 3. Mai 2020, eigentlich der 32. Spieltag der 2. Bundesliga. Auch am Volkspark-Stadion ruht der Ball. Wo sonst Zehntausende ins Stadion drängen, halten die wahren Fans die Stellung.
Der Hamburger Frühlingsdom, Norddeutschlands größtes Volksfest, der jedes Jahr im April auf dem Heiligengeistfeld stattfindet und mehrere Millionen Besucher anzieht, ist abgesagt. Anstatt Riesenrad zu fahren oder Zuckerwatte zu essen, surfen die Hamburger hier nun gegen das Fernweh.
Sonntagmorgen 6:00 Uhr am Altonaer Fischmarkt. Zu dieser Zeit bieten hier traditionell hunderte Händler ihre Waren an und die Marktschreier buhlen lautstark um die Aufmerksamkeit der bis zu 70.000 Gäste. Abgesagt wurde der Fischmarkt in seiner 300 jährigen Geschichte bislang nur bei Sturmflut – nun ruht der Markt schon seit 6 Wochen.
Zum Zeichen der Solidarität mit allen, die in dieser Zeit besonders leiden oder beansprucht sind, setzen einige der geschlossenen Hotels ein optisches Zeichen. So wird auch im Luxushotel “The Westin Hamburg” zur Dämmerung in ausgewählten Zimmern das Licht eingeschaltet und ein Riesenherz leuchtet von der Elbphilharmonie Richtung Hafencity.