Wie kann man das neue Jahr besser beginnen als sich an der Ostseeküste den Wind um die Nase wehen zu lassen. Und das Orkantief Zeetje hat dabei ganze Arbeit geleistet.
Direkt nach den Feiertagen ging es auf die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, so der korrekte Name des Küstenabschnitts zwischen Rostock und Stralsund, denn ursprünglich waren es mal drei einzelne Inseln bevor Küstenerosion und der Mensch gewirkt haben.
Das hohe Ufer bei Wustrow
Direkt auf der Hinfahrt von Hamburg legen wir einen ersten Stopp in Wustrow ein. Wir haben Kaffeedurst und Sehnsucht nach dem Meer. Beides wurde gestillt. Von der Seebrücke wandern wir nach Norden Richtung Ahrenshoop am Hohen Ufer entlang. Theoretisch kann man den Strand- und Steilküstenweg zu einer ca. 2-stündigen Rundwanderung verbinden. Da aber wegen des aufkommenden Sturms Bereiche des Strands und der Steilküste gesperrt sind, spazieren wir nur zu den ehemaligen DDR-Bunkern, die unübersehbar am Strand und in der Ostsee liegen. An den Bunkern erkennt man deutlich, wie die Küste hier über die Jahre abgetragen wurde und einer ständigen Veränderung unterliegt.
Prerow und Darßer Ort
Unser Lager in Form einer Ferienwohnung haben wir in Prerow aufgeschlagen. Ein kleiner und besonders jetzt im Winter beschaulicher Ort, der seinen dörflichen Charakter bewahrt hat. Man sieht noch viele farbenfrohe Darßer Häuser, teils mit Reet gedeckt und mit verzierten Glasveranden. Ein besonderes Augenmerk sollte man auf die bunt bemalten Haustüren richten, die typisch für den Darß sind.
Direkt in Prerow startet unsere Wanderung zum Darßer Ort, dem nördlichsten Punkt der Halbinsel. Über den Leuchtturmweg tauchen wir ein in den Darßer Urwald, der Teil des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft ist. Vom Wind geformte Kiefern und knorrige alte Buchen aber auch moorige Bereiche mit Birken und Erlen prägen diesen Wald – getreu dem Nationalparkmotto: Natur Natur sein lassen. Dass das nicht immer so war sieht man an den sogenannten Harzlachten an den Kiefernbäumen. Noch bis in die 1980er Jahre fand hier Harzgewinnung u.a. zur Terpentinherstellung statt.
Am Ende des Weges erreicht man den Darßer Leuchtturm. Hier lohnt eine Turmbesteigung und ein Besuch des Natureums, um im doppelten Sinne einen Überblick über den Naturraum des Darßer Orts zu erhalten.
Eigentlich beginnt hier der rund 4km lange Rundwanderweg Darßer Ort. Aber Sturmtief Zeetje macht einen Strich durch unsere Pläne. Wir spürten zwar schon im Wald, dass es windig war, aber erst an der Küste zeigt sich die volle Wucht des Sturms. Die Ostseewellen schlagen bis an die Dünen und tragen Zentimeter um Zentimeter Sand ab – das ist Küstenerosion live. Und auch von der Binnenseite drückt das Wasser ins Gebiet, so dass die Bohlenwege überspült, teilweise sogar weggespült und somit nicht begehbar sind. Schade, aber ein Grund noch einmal wiederzukommen.
Nach dem Sturm – der Darßer Weststrand
Wie heftig Orkan Zeetje gewütet hat, schauen wir uns am nächsten Tag am Darßer Weststrand an. Wir starten in Ahrenshoop, einem malerischen Ort, der auf einer schmalen Landzunge zwischen Ostsee und Bodden liegt. Kein Wunder, dass sich hier Ende des 19. Jahrhunderts eine Künstlerkolonie gegründet hat, die den Ort bis heute mit seinen Kunstausstellungen und Galerien als Künstlerort prägt.
Wandert man am kilometerlangen Sandstrand Richtung Norden zeigt sich die wilde Seite der Ostsee. Der Darßer Wald mit seinen knorrigen Bäumen reicht hier bis ans Meer heran und jede Sturmflut formt die Küste neu. Nach dem gestrigen Orkan ist der Strand übersäht mit entwurzelten Bäumen und jeder Menge Treibholz. Zahlreiche Spaziergänger suchen nach den schönsten Stücken und halten nach Bernstein Ausschau, der nach solchen Winterstürmen an den Strand gespült wird – auch wir suchen nach dem „Gold des Meeres“, werden aber leider nicht fündig.
Und bei Schietwetter?
Es gibt ja an der See kein schlechtes Wetter – aber wenn es dann doch mal zu usselig wird, gibt es jede Menge Möglichkeiten. Wir haben uns für das OZEANEUM in Stralsund entschieden. Die Hansestadt Stralsund liegt etwa 50 km vom Darß entfernt und ist das Eintrittstor zur Insel Rügen. Das Meeresmuseum auf der Hafeninsel ist aufgrund seiner modernen Architektur zwischen den alten Hafenspeichern nicht zu übersehen. Hier erfährt man alles über die Lebewelt der Nord- und Ostsee. Besonderes Highlight ist die Pinguinkolonie über den Dächern der Altstadt.