Georgien 3/3 | Steppe & Wein

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Nach der Erkundung von Tiflis und der Fahrt über die Heerstrasse in den Großen Kaukasus reisen wir nach Kachetien zum berühmten Höhlenkloster Dawit Garedscha und über die kachetische Weinstraße zurück nach Tiflis.

Auch auf dieser Tour begleiten uns Brigitte und Wacho von Georgien WB Tours. Dabei erfahren wir nicht nur spannendes über die Geschichte, Religion und die Sehenswürdigkeiten des Landes, sondern lernen auch viel über das Leben und den Alltag in Georgien.

Das georgisch-orthodoxe Kloster Dawit Garedscha an der Grenze zu Aserbeidschan ist von Tiflis aus in einem Tagesausflug zu erreichen. Während der Fahrt über die staubige Piste möchte ich am liebsten nach jeder Kurve anhalten, aussteigen und die Weite genießen; diese endlose, hügelige Steppenlandschaft zieht mich komplett in ihren Bann.

Kurz bevor wir das Kloster erreichen passieren wir das Dorf Udabno. Hier gibt es den „Oasis Club“, ein kleines Restaurant mit Hostel, betrieben von einem polnischen Lebenskünstler – urbaner Lifestyle im Nirgendwo.

Am Kloster angekommen, wandern wir über einen steilen Pfad auf den Berggrat und bewundern die alten Klosterhöhlen mit ihren jahrhunderte alten Freskenmalereien. Auf dem Gipfel steht eine kleine Kapelle. Beim Picknick genießen wird den atemberaubenden Blick. Die postierten Soldaten erinnern daran, dass wir uns unmittelbar an der aserbaidschanischen Grenze befinden.

Der Klosterkomplex ist sehr beeindruckend. Die Kirche ist von einer burgähnlichen Befestigungsanlage umgeben und man sieht die spartanischen Wohnräume der Mönche, die in den Fels gegraben wurden. In der kargen Umgebung liegt das Kloster wie in einer kleinen Oase, was an dem ausgeklügelten Wasserversorgungssystem, das aus in den Fels gehauenen Rinnen und Zisternen besteht, liegt. Hier befindet sich eine kleine Quelle, die Träne von David genannt, denn sie tröpfelt nur.

Georgien und Wein sind untrennbar mit einander verbunden. Da Wein hier schon seit rund 8000 Jahren hergestellt wird, gilt Georgien als das Ursprungsland des Weins. Sogar das georgisch-orthodoxe Kreuz stellt Weinreben dar. Aber was ist an georgischem Wein so speziell, dass er sogar zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe gehört?

Das Traubengut, egal ob rot oder weiß, wird nach der Ernte in speziellen Bottichen angequetscht. Dann werden Saft und Maische in sogenannte Quevri gefüllt, das sind in den Boden eingelassene Amphoren. Nach dem wenige Wochen dauernden Gärprozeß werden die Amphoren verschlossen. Während der Wein mehrere Monate lang reift, sinkt der Trester zu Boden und filtert den Wein auf natürliche Weise. Der klare Überstand kann dann abgefüllt oder weiter ausgebaut werden. Der lange Kontakt des Weins mit der Maische spiegelt sich auch in Geschmack und Farbe der fertigen Weine wieder. Sie sind sehr körperreich und die Bernsteinfarbe des Weißweins ist schon sehr besonders.

Wir besuchen mehrere Weingüter, aber das Weingut der Community Temi in Gremi ist mir eine besondere Erwähnung wert. Es wird von einer Lebensgemeinschaft aus behinderten und hilfsbedürftigen Menschen, georgischen Betreuern und internationalen Freiwilligen betrieben. Der Verkauf des ökologisch angebauten und traditionell hergestellten Weins ist eine der Haupteinnahmequellen der Gemeinschaft. Der Wein aus Temi erhielt bereits nationale und internationale Auszeichnungen. Bei unserem Besuch führen uns Freiwillige aus Deutschland kompetent durch den Marani genannten Keller. Wir erleben, dass Weinmachen Schwerstarbeit ist und verköstigen den hervorragenden Wein.

Neben dem Weinbau hat Kachetien noch einiges mehr zu bieten, so übernachten wir in Sighnaghi. Von diesem kleinen touristischen Bergstädtchen mit seinen teils schön restaurierten Häusern, hat man – gute Sicht vorausgesetzt – einen atemberaubenden Blick über das Alasani-Tal bis hin zu den Bergen des großen Kaukasus.

Auch das Kloster Nekresi lohnt einen Besuch. Es liegt hoch oben auf einem Hügel, den man in einer halbstündigen Wanderung erklimmen kann – alternativ gibt es einen Pendelbus, der einen auf den Gipfel bringt. Von hier blickt man weit über die kachetischen Rebfelder. Auch hier profitieren wir wieder von unseren Guides, die uns alles über das Kloster und seine Geschichte erzählen.

Auf unserer Rückfahrt nach Tiflis passieren wir noch Telawi, die Hauptstadt Kachetiens und besuchen einen Bauernmarkt, auf dem ich tatsächlich meine ersten Kakifrüchte esse. Über den landschaftlich traumhaft schönen Gambouri Pass geht es dann wieder zurück nach Tiflis – aber nicht ohne noch eine weitere georgische Spezialität zu probieren, die Tschurtschchelas: Wal- oder Haselnüsse, die auf einer Schnur aufgefädelt und dann mit einer Kuvertüre aus eingekochtem Traubensaft überzogen sind.