Nach einem Tag Sightseeing in Tiflis verlassen wir die Hauptstadt gen Norden und fahren über die Georgische Heerstraße in den Großen Kaukasus.
Für diese Tour vertrauen wir uns Brigitte und Wacho von Georgien WB Tours an. Mit ihnen hatten wir nicht nur sehr kompetente, sondern auch ausgesprochen offene und warmherzige Partner an unserer Seite.
Die Georgische Heerstraße ist eine historische Fernroute, die Tiflis mit der russischen Stadt Wladikawkas verbindet. Wir starten frühmorgens in Tiflis und schon kurz hinter der Stadt besuchen wir die georgisch-orthodoxe Kirche Jvari (Kreuzkirche), die älteste Kuppelkirche Georgiens. Sie liegt malerisch auf einem Berg und belohnt mit einem herrlichen Blick auf die alte Hauptstadt Mzcheta, am Zusammenfluss von Mtkwari und Aragwi und ihrer imposanten Swetizchoveli-Kathedrale. Hier zeigt sich erstmals, wie bereichernd es ist, erfahrene Guides an der Seite zu haben, denn die Geschichten und Legenden der georgischen Historie werden auf einmal lebendig.
Die Heerstraße windet sich gen Norden durch das Aragwital in den Großen Kaukasus hinein und ich lasse die herbstliche Landschaft entspannt an mir vorüberziehen. Wir passieren den malerischen Schinwali Stausee und die dahinter liegende Wehrkirche Ananuri. Hinter dem Wintersportort Gudauri stoppen wir auf über 2’000m bei einem runden Monument, welches in bunten Bildern die Georgisch-Russische Freundschaft dokumentiert. Von hier hat man einen tollen Blick auf die Bergwelt des Großen Kaukasus.
Wir übernachten kurz von der russischen Grenze in Stepanzminda, ein beliebtes Touristenziel in Georgien, was auch der Bauboom in dem sonst eher bescheidenen Bergdorf zeigt. Das Designhotel Rooms Kazbegi ist ein ziemlicher Klotz, der nicht so ganz in diese Umgebung passen möchte, aber die Aussicht auf die gegenüberliegenden Dreifaltigkeitskirche Gergeti und den 5’047m hohen Kasbek ist grandios.
Entlang der Großen Heerstrasse gibt es zahlreiche Möglichkeiten für ausgedehnte Wanderungen. Die populärste ist der steile Aufstieg zur Gergeti Dreifaltigkeitskirche, für den man aus dem alten Dorf etwa 1,5 h einplanen sollte. Die Anstrengung wird mit einem grandiosen Kaukasuspanorama und bei sonnigem Herbstwetter mit leuchtenden Farben belohnt. Da die Kirche auch mit dem Auto erreichbar ist, herrscht auf dem Gipfel ziemlicher Trubel, der in Zukunft durch den Bau der neuen Teerstraße sicher noch zunehmen wird.
Spektakulär ist auch die Trusso-Schlucht. Ausgehend vom Ort Kobi, der für sein Mineralwasser bekannt ist, folgt man dem Fluss Terek entweder zu Fuß oder mit etwas Mut und einem Allrad-Fahrzeug über eine abenteuerliche Piste. Eine kleine Spende am Wegesrand kann da sicherlich nicht schaden. Die Schlucht öffnet sich in einer Hochebene. Wir wandern vorbei an Sinterterrassen und einer kohlensäurehaltigen Quelle und sind begeistert von der Farbenpracht der mineralischen Ablagerungen. Beim fast verlassenen Dorf Ketrisi kehren wir wieder um. Viel weiter kann man hier auch nicht wandern, denn hinter den Bergen liegt die abtrünnige, von Russland besetzte Republik Südossetien. Zwei Klöster am Ende des Tals markieren das georgische Territorium als eine Art Grenzposten.