Unglaublich, ich war noch nie in Lübeck. Dabei ist man von Hamburg aus mit dem Zug ganz entspannt in nur 45 Minuten dort.
Die historische Altstadt, seit 1987 UNESCO-Weltkulturerbe, ist wegen ihrer Insellage für eine Stadt mit über 200’000 Einwohnern beschaulich klein. Obwohl hier alles fußläufig zu erreichen ist, sind die Möglichkeiten für Entdeckungen schier unendlich.
Was also machen, wenn man Lübeck in nur einem Tag erkunden möchte? Mein Tipp: Lasst Euch von der Trave treiben und spaziert gemütlich um die Altstadtinsel herum – so entdeckt Ihr die meisten Sehenswürdigkeiten und so manche idyllische Ecke abseits des Trubels.
Am besten startet man einen Lübecktag auf dem Kirchturm von St. Petri. In 50m Höhe liegen einem die Altstadtinsel aber auch das moderne Lübeck jenseits der Trave und das Umland zu Füßen. Und man hat einen perfekten Blick auf das Holstentor, DAS Wahrzeichen von Lübeck. Es ist das einzige noch erhaltene Stadttor Lübecks und beherbergt heute das Stadtmuseum. Und wer erinnert sich noch? Es zierte einst den 50 D-Mark-Schein.
Wir beginnen hier unseren Stadtbummel, denn direkt neben dem Holstentor fallen sechs alte und sehr fotogene Backstein-Häuser auf, die Salzspeicher; hier wurde früher das aus Lüneburg stammende Salz gelagert.
Spaziert man von den Salzspeichern an der Obertrave nach Süden, vorbei
an den Restaurants und Straßencafes, taucht man in eine fast dörfliche
Idylle ein. Im Schatten des Doms säumen Wäscheleinen und bunt getünchte
Altstadthäuschen das Traveufer. Wir passieren den Dom und wundern uns,
hier kann man durch die Straßen „Fegefeuer“ und die „Hölle“ ins Paradies
spazieren, so wird der Vorhof des Doms genannt. Kurz dahinter erreichen
wir den Krähenteich mit dem Altstadtbad – cool, Badevergnügen mitten in
der Stadt.
Und schon ist man wieder mitten im Trubel der Stadt. Die Hüxstraße mit ihren vielen kleinen Geschäften, Restaurants und Cafés führt direkt ins Stadtzentrum und zum Rathaus. Dieses fällt besonders auf, da hier auf einem romanischen Unterbau Elemente der Gotik, der Renaissance und des Rokoko scheinbar wild durcheinander verbaut wurden.
Wenn man durch die Innenstadt schlendert, sollte man immer nach den
versteckten Gängen und Höfen Ausschau halten. Sie entstanden im
Mittelalter als zur Blüte der Hanse die Hinterhöfe der Giebelhäuser für
die wachsende Bevölkerung bebaut wurden. Die Gänge sind niedrig und sehr
schmal – ein Sarg musste hindurch passen. Heute führen sie zu kleinen
Oasen mit üppigem Grün und schmucken Häuschen.
Viele Persönlichkeiten sind eng mit der Stadt Lübeck verbunden, z.B. Thomas Mann, Günther Grass und Willy Brandt – allesamt Nobelpreisträger und jedem ist ein Haus gewidmet. Wir haben uns für das Willy-Brandt-Haus in der Königsstraße entschieden. Im Jahr 1913 als Herbert Frahm in Lübeck geboren prägte er doch maßgeblich die Politik des 20. Jahrhunderts und beeindruckte durch sein persönliches Engagement.
Zu einer Stadtbesichtigung gehört natürlich auch immer ein Museumsbesuch. Meine Empfehlung: Das Europäische Hansemuseum. Aufwändige, naturgetreue Szenarien und interaktive Informationen nehmen Dich mit durch 800 Jahre Hansegeschichte. Sehr pfiffig ist, dass man sich am Eingang Sprache, Stadt und Interessensgebiet aussucht und dann an verschiedenen Terminals passende Zusatzinformationen erhält.
Vom Hansemuseum spazieren wir dann durch den Museumshafen an der Untertrave, der durch die zahlreichen Oldtimer-Schiffe ein besonders maritimes Flair versprüht, zurück zu unserem Ausgangspunkt am Holstentor.
Mein Fazit: Lübeck in einem Tag ist machbar, aber es gibt noch viel zu entdecken. Daher: Einfach noch mal wiederkommen – es lohnt sich.